Stimmstörungen bei Erwachsenen

Stimmgabel. Foto: Mary Cronos

Stimmstörungen bei Erwachsenen haben unterschiedliche Ursachen und können verschiedene Symptome zeigen. Hauptmerkmal einer Stimmstörung ist eine nicht mehr leistungsfähige Stimme. Typische Symptome für eine Stimmstörung sind Heiserkeit, eine verhauchte Stimme, Sprechanstrengung, Räusperzwang, Atemstörungen, Enge- oder Kloßgefühl im Hals und Kehlkopf, eine veränderte Sprechstimmlage, sowie eine eingeschränkte Belastbarkeit der Stimme.

Auch Schluckbeschwerden können im Zusammenhang mit einer Stimmstörung auftreten. Stimmstörungen zeichnen sich durch eine fehlerhafte Stimmbildung aus und können durch Erkrankungen oder funktionelle Störungen des Kehlkopfes, insbesondere der Stimmlippen, verursacht werden. Es gibt organische, funktionelle, psychogene und hormonelle Stimmstörungen.

Organische Stimmstörungen

 Herr Peters ist Ingenieur in einem großen Konzern. Er muss sich häufig über großen Lärm hinweg mit seinen Kollegen verständigen. Eines Tages ist schlagartig seine Stimme weg. Er kann nicht einmal mehr flüstern. Der HNO-Arzt diagnostiziert eine idiopathische Stimmlippenlähmung.

Als organische Stimmstörungen werden Erkrankungen bezeichnet, bei denen es zu einer organischen Veränderung wie z.B. Stimmlippenknötchen, Ödeme, Entzündungen, Tumore, Veränderungen durch Unfälle oder Operationen, Lähmungen oder Teilentfernungen der Stimmlippen bis zu Kehlkopfentfernungen im Bereich des Stimmapparates kommt.

Funktionelle Stimmstörungen

Frau Franz ist Lehrerin in einer Hauptschule. Sie muss häufig gegen eine sehr laute Klasse ansprechen. Nachdem sie eine Infekt mit starker Heiserkeit durchgemacht hat -sie ist trotzdem zur Arbeit gegangen, da schon viele Kollegen krank geschrieben waren – wird ihre Stimme immer leiser und weniger tragfähig. Sie muss sich häufig räuspern. Manchmal hat sie in der 6. Stunde keine Stimme mehr. Die Situation ist für sie sehr schwierig.

Bei einer funktionellen Stimmstörung liegt keine organische Ursache vor. Funktionelle Stimmstörungen sind die häufigsten Stimmstörungen und kommen meist bei Berufssprechern wie Lehrern, Erziehern oder Call-Center-Mitarbeitern vor. Die Stimme ist aufgrund einer Überlastung (zu viel und zu lautes Sprechen, Stress, psychische Konflikte), Umweltbelastungen (Sprechen in zu trockenen Räumen, gefährliche Stäube – wie z.B. Kohle, Mehlstaub etc.), eines falschen Stimmgebrauches eingeschränkt.

Es gibt hyper- und hypofunktionelle Störungen. Bei einer hyperfunktionellen Stimmstörung klingt die Stimme rau, gepresst, angestrengt und ermüdet bei Belastung. Die Körperspannung ist meist erhöht und verspannt vor allem im Schulter-Nacken-Kiefer-Bereich. Bei einer hypofunktionellen Stimmstörung klingt die Stimme heiser, leise und verhaucht. Die Körperspannung ist eher kraftlos.

Werden funktionelle Stimmstörungen nicht behandelt, können sekundär organische Stimmstörungen auftreten.

Psychogene Stimmstörungen

Einer psychogenen Stimmstörung liegt eine psychische Belastung oder Störung zugrunde. Sie wird meist durch psychische Konflikte, durch ein traumatisches Erlebnis oder einen Schock ausgelöst. Häufig treten auch bei funktionellen Stimmstörungen psychische Einflussfaktoren auf, wie z.B. Stress, familiäre oder berufliche Probleme. Durch hormonelle Einflüsse (z.B. Geschlechtshormone bei einer Brustkrebsbehandlung oder bei Geschlechtsumwandlungen) können Stimmstörungen entstehen, die meist Veränderungen der Stimmhöhe und der Leistungsfähigkeit der Stimme zur Folge haben, welche oft auch nach Absetzen der Substanzen weiter bestehen.

Mutationsstimmstörungen

Bei Jungen kann es nach Abschluss der Pubertät zu Stimmstörungen kommen. Die hohe Kinderstimme wird beibehalten, obwohl die anatomischen Gegebenheiten für eine Männerstimme gegeben sind. Dabei wird nach organischen (Kehlkopffehlbildungen, hormonelle Störungen) und funktionellen Ursachen unterschieden. Die Stimme ist oft sehr hoch, hat einen stark eingeschränkten Stimmumfang und wird bei längerem Gebrauch heiser, rau, angestrengt und ist wenig belastbar.

Dysodie

Auch die Singstimme kann gestört sein (Dysodie). Hierbei kann es durch falsche Singtechnik oder Überforderung zu Einschränkungen der Leistungsfähigkeit und Veränderungen der Klangqualität kommen.

Rhinophonie (Näseln)

Wenn der Stimmklang nasal ist, sprich man von einer Rhinophonie. Hierbei wird zwischen geschlossenem (zu geringe Nutzung des nasalen Klangraumes – „Stockschnupfen“) und offenem Näseln (übermäßige Nutzung des nasalen Klangraumes, da kein genügender Gaumensegelverschluss erfolgt – z.B. bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten) unterschieden. Meistens treten in der Folge auch Veränderungen der Artikulation auf.